Regionaler Nationalismus und föderale Arrangements ; Lösung oder Verschärfung des Konflikts? ; Regional nationalism and federal arrangements ; Solving or intensifying the conflict?
Im Verlauf des 20. Jahrhunderts sind in einer Reihe westlich-demokratischer Staaten territoriale Konflikte virulent geworden, die auf ethnisch-kulturelle bzw. nationale Spaltungslinien in den Gesellschaften zurückgehen; exemplarisch hierfür stehen die Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Sprachgruppen in Belgien, die Unabhängigkeitsbewegungen in mehreren Regionen Spaniens oder auch die Separationsbestrebungen der kanadischen Provinz Quebec. Demokratische Staaten haben in den vergangenen Jahrzehnten zumeist versucht, auf derartige Konflikte mit institutionellen Reformen zu reagi... Mehr ...
Verfasser: | |
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Dokumenttyp: | doc-type:doctoralThesis |
Erscheinungsdatum: | 2011 |
Schlagwörter: | nationalism / regionalism / federalism / decentralization / belgium / spain / catalonia / basque country / flanders / ddc:321 |
Sprache: | Deutsch |
Permalink: | https://search.fid-benelux.de/Record/base-29055013 |
Datenquelle: | BASE; Originalkatalog |
Powered By: | BASE |
Link(s) : | https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/12566 |
Im Verlauf des 20. Jahrhunderts sind in einer Reihe westlich-demokratischer Staaten territoriale Konflikte virulent geworden, die auf ethnisch-kulturelle bzw. nationale Spaltungslinien in den Gesellschaften zurückgehen; exemplarisch hierfür stehen die Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Sprachgruppen in Belgien, die Unabhängigkeitsbewegungen in mehreren Regionen Spaniens oder auch die Separationsbestrebungen der kanadischen Provinz Quebec. Demokratische Staaten haben in den vergangenen Jahrzehnten zumeist versucht, auf derartige Konflikte mit institutionellen Reformen zu reagieren, die auf föderalen Arrangements basierten, also eine begrenzte Form politischer Autonomie für die betroffenen Gebiete vorsahen. Dass derartige Maßnahmen geeignet sind, die genannten Konflikte wenn nicht zu lösen, so doch zumindest einzudämmen, wurde nicht nur im politischen, sondern auch im wissenschaftlichen Diskurs zumeist vorausgesetzt, aber kaum je empirisch-vergleichend überprüft. Die vorliegende Studie setzt hier an und stellt diese Grundannahme territorialer Institutionenpolitik in Frage. Ausgegangen wird dabei zunächst von den Erkenntnissen der sozialwissenschaftlichen Nationalismusforschung, denen zufolge Nationen und Ethnien keine primordial-unveränderlichen Einheiten, sondern als sozial konstruierte Kollektividentitäten prinzipiell wandelbar sind. Zudem hat die Forschung zum Zerfall der einstigen kommunistischen Föderalstaaten (UdSSR, Jugoslawien, Tschechoslowakei) zeigen können, dass föderale Strukturen, deren Einheiten durch nationale Zuschreibungen definiert sind, durchaus dazu beitragen können, die entsprechenden nationalen Identitäten in der Bevölkerung und daraus abgeleitete politische Programme noch zu verstärken. Übertragen auf die genannten Konflikte in westlichen Demokratien hieße das, dass die Politik der föderalen Arrangements diese nicht eindämmen bzw. lösen, sondern vielmehr zusätzlich anfachen würde. Empirisch werden nach der Differenzmethode drei Konfliktfälle qualitativ-vergleichend ...