Die schönen Augen Gabriels: Boten, Schreiber und Parodie in mittelniederländischen Versliebesbriefen ; Gabriels beautiful eyes: Messengers, Authors and Parody in Middle Dutch rhymed love letters

Deutsche Versliebesbriefe sind seit dem 14. Jahrhundert in großer Zahl überliefert. Auf niederländischer Seite ist die Überlieferung zwar beschränkt, aber um so aufschlussreicher. Obwohl die Briefe das Geheime und die Geheimhaltung der Liebe thematisieren und auf Authentizität pochen, öffnen sie sich nicht nur den externen Lesern von öffentlich verfügbaren Kodizes und Manuskripten, sondern beteiligen intern gerne die Dritten im Spiel, die Schreiber, Boten und Verleumder. Auffallend häufig verwenden die niederländischen Briefe die traditionelle Figur des verleumderischen Klaffers. Mindestens so... Mehr ...

Verfasser: Strijbosch, C.B.M.
Dokumenttyp: Part of book
Erscheinungsdatum: 2019
Schlagwörter: rhymed love letter / role of messenger / sacred and profane (crossover) / Taverne
Sprache: Deutsch
Permalink: https://search.fid-benelux.de/Record/base-29039655
Datenquelle: BASE; Originalkatalog
Powered By: BASE
Link(s) : https://dspace.library.uu.nl/handle/1874/414879

Deutsche Versliebesbriefe sind seit dem 14. Jahrhundert in großer Zahl überliefert. Auf niederländischer Seite ist die Überlieferung zwar beschränkt, aber um so aufschlussreicher. Obwohl die Briefe das Geheime und die Geheimhaltung der Liebe thematisieren und auf Authentizität pochen, öffnen sie sich nicht nur den externen Lesern von öffentlich verfügbaren Kodizes und Manuskripten, sondern beteiligen intern gerne die Dritten im Spiel, die Schreiber, Boten und Verleumder. Auffallend häufig verwenden die niederländischen Briefe die traditionelle Figur des verleumderischen Klaffers. Mindestens so auffallend ist die Figur des immer stärker in den Vordergrund rückenden Schreibers. Große Sammelhandschriften wie der Hulthemer Kodex, die »Handschrift Venlo«, Briefe wie der von »Maertin an Tannekin« oder der zerteilte »Leidener Liebesbrief« lassen auf die Anfertigung der Reimliebesbriefe durch Berufsschreiber, durch professionelle Schreiber im schulischen, akademischen oder Rederijker-Milieu vermuten. Sie zeigen alle, wie wenig Inhalte oder Gattungsmerkmale allein schon etwas Sicheres über die Authentizität eines Liebesbriefs aussagen. Bemerkenswert ist das oszillierende Spiel niederländischer Versliebesbriefe und vor allem der Liebesgrüße mit Bausteinen profaner und sakraler Liebe. Der »Söldner« und vielleicht auch der »Zutphener Liebesgruß« sind in Text und Bild dem Geistlichen näher als dem Weltlichen, was bis zu einem gewissen Grad ebenso für den »Leidener Gruß« gilt.