Zwischen Gesellschaft und Staat : die Kategorie 'Ergänzungssprache' aus belgischer Sicht

Während die Rolle des Deutschen als Ergänzungssprache in der Literatur bisher vor allem aus Sicht des nordöstlichen Europa betrachtet worden ist, wird in dem vorliegenden Beitrag die belgische Perspektive eingenommen. Dies bietet sich an, weil Belgien laut Verfassung drei Amtssprachen (Niederländisch, Französisch, Deutsch) mit jeweils klar umrissenen geographischen Geltungsbereichen, den sog. Sprachgebieten, hat. Die Frage stellt sich, ob die Stellung von Deutsch in den nicht-deutschen Sprachgebieten Belgiens die Kriterien für den Status als Ergänzungssprache erfüllt und, falls die Antwort neg... Mehr ...

Verfasser: Leuschner, Torsten
Dokumenttyp: journalarticle
Erscheinungsdatum: 2024
Schlagwörter: Languages and Literatures / Deutsch / Ergänzungssprache / Belgien / Flandern / Wallonien / Ostbelgien / Mehrsprachigkeit / Sprachfazilitäten / Drei-Kreise-Modell German / additional language / Belgium / Flanders / Wallonia / East Belgium / multilingualism / language facilities / three-circle model
Sprache: Deutsch
Permalink: https://search.fid-benelux.de/Record/base-28945623
Datenquelle: BASE; Originalkatalog
Powered By: BASE
Link(s) : https://biblio.ugent.be/publication/01HXZ2QTTYDF2R08HEBMNKP3ZP

Während die Rolle des Deutschen als Ergänzungssprache in der Literatur bisher vor allem aus Sicht des nordöstlichen Europa betrachtet worden ist, wird in dem vorliegenden Beitrag die belgische Perspektive eingenommen. Dies bietet sich an, weil Belgien laut Verfassung drei Amtssprachen (Niederländisch, Französisch, Deutsch) mit jeweils klar umrissenen geographischen Geltungsbereichen, den sog. Sprachgebieten, hat. Die Frage stellt sich, ob die Stellung von Deutsch in den nicht-deutschen Sprachgebieten Belgiens die Kriterien für den Status als Ergänzungssprache erfüllt und, falls die Antwort negativ ausfällt, welchen Mehrwert die Kategorie ‚Ergänzungssprache‘ in Belgien ansonsten haben könnte. Zur Beantwortung wird zunächst überblicksweise die Stellung des Deutschen in der ‚organisierten Mehrsprachigkeit‘ Belgiens dargestellt und gezeigt, dass dem Deutschen in den nicht-deutschen Sprachgebieten Belgiens keine Ergänzungssprachenfunktion zukommt. Um die Kategorie ‚Ergänzungssprache‘ dennoch für Belgien brauchbar zu machen, wird erwogen, sie nicht wie bisher soziolinguistisch im Sinne einer ‚gesellschaftlichen’ Ergänzungssprache zu definieren, sondern sprachenrechtlich im Sinne einer ‚staatlichen‘ Ergänzungssprache. Eine entsprechende Ergänzungssprachenregelung für Belgien müsste auch die anderen beiden Amtssprachen berücksichtigen, scheint politisch aber dennoch auf absehbare Zeit aussichtslos. Inzwischen könnte sich die Kategorie ‚Ergänzungssprache’ zunächst wie im Baltikum in der bekannten ‚gesellschaftlichen’ Lesart als Referenzkategorie im Sprachmarketing bewähren, um die Stellung von Deutsch als Fremdsprache in den nicht-deutschen Sprachgebieten Belgiens zu stärken. The role of German as an ‘additional language’ (Ergänzungssprache) has been approached mainly from a North-Eastern European vantage point in the literature so far. The present article, by contrast, adopts the Belgian perspective. This seems a natural choice given that the Belgian constitution divides the country’s territory into three linguistically ...