Plurales Deutschland’ im Spiegel der geschichtswissenschaftlichen Diskurs in Belgien, Frankreich und den Niederlanden in den Jahren 1870-1920

Zwei Hauptmerkmale charakterisieren die europäischen Gesellschaften jener Zeit, insbesondere in den Jahren 1880-1914. Imperialismus einerseits, Globalisierung andererseits. Die ersten Merkmale betreffen hauptsächlich die politische Haltung europäischer Staaten um ihre Position als Weltmacht: sei es der aufsteigende Staat Belgien unter dem König Leopold II., sei es die Dritte Republik Frankreichs, die um die interne Stabilität und Beibehaltung ihrer internationalen Hegemonie kämpft, sei es das Königreich Holland mit seinen Ostasiatische Kolonien, sei es das neu in diesem Wettkampf gekomm... Mehr ...

Verfasser: Warland, Geneviève
‘Ces chers voisins’. Benelux, Deutschland und Frankreich im 19. und 20. Jahrhundert
Dokumenttyp: conferenceObject
Erscheinungsdatum: 2008
Sprache: Deutsch
Permalink: https://search.fid-benelux.de/Record/base-26934481
Datenquelle: BASE; Originalkatalog
Powered By: BASE
Link(s) : http://hdl.handle.net/2078/121648

Zwei Hauptmerkmale charakterisieren die europäischen Gesellschaften jener Zeit, insbesondere in den Jahren 1880-1914. Imperialismus einerseits, Globalisierung andererseits. Die ersten Merkmale betreffen hauptsächlich die politische Haltung europäischer Staaten um ihre Position als Weltmacht: sei es der aufsteigende Staat Belgien unter dem König Leopold II., sei es die Dritte Republik Frankreichs, die um die interne Stabilität und Beibehaltung ihrer internationalen Hegemonie kämpft, sei es das Königreich Holland mit seinen Ostasiatische Kolonien, sei es das neu in diesem Wettkampf gekommene deutsche Reich. Die Globalisierung dient andererseits der allgemeinen Charakterisierung supranationaler Verflechtungen: internationale Wirtschaftsbeziehungen, transnationale soziale und politische Interessen, die der Gründung vieler Bewegungen, Parteien und Organisationen beigeholfen haben, sowie der Zuwachs der wissenschaftlichen Kommunikation und Zusammenarbeit, der von einer „Gelehrtenrepublik“ träumen lässt. Die Neugier für die Welt und die anderen Nationen sowie der Stolz über eigene nationale Errungenschaften kommen besonders in dem kulturellen Phänomen der Weltausstellungen hervor. In dem Bild einer modernen und internationalen Gesellschaft spielt Deutschland eine große Rolle. Für die westeuropäischen Gelehrten ist es das Land, das mit seinen dynamischen Hochschulen den Ton in der Wissenschaft gibt. Es ergibt sich ein komplexes Bild. Ein solches Bild ist ein Konstrukt, der eine implizite Auseinandersetzung zwischen der Kultur des Anderen und der eigenen Kultur voraussetzt. Aus diesem Grund darf eine eingehende Analyse Fremdbilder, die zugleich Selbstbilder sind („Auto-heteroimage“), nicht nur ideengeschichtlich die Aussage der Akteure betrachten. Vielmehr soll sie mit deren intellektueller und institutioneller Umwelt vertraut machen. Mein Beitrag konzentriert sich auf solcher Bilderkonstruktion von Historikern, die den Nachbarländern, Belgien, Frankreich und den Niederlanden gehören. Im ...