Der blasmusikalische Mainstream. Kritische Gedanken zur Entwicklung des Blasmusikwesens, dargestellt am Beispiel Luxemburg, Funktional. Konzertant. Medial. Banal

Von der Alta Cappella (bzw. den Stadtpfeifern) zum heutigen Blasorchester ist es ein weiter Weg und dies gleich in mehreren Hinsichten. Dazwischen liegen nicht nur Jahrhunderte, sondern auch die Entwicklung neuer Instrumente sowie der Wandel von Ansprüchen, Geschmäckern und Funktionalitäten. Letztere waren von Beginn an geprägt durch zeremonielle, protokollarische und repräsentative Verpflichtungen. Zumindest seit dem durch die Mediamorphose (s. Kurt Blaukopf) eingeleiteten Zeitalter hat der Funktionsbezug von (Blas)musik eine radikale Änderung erfahren. Die Erwartungshaltung von Musikern – ha... Mehr ...

Verfasser: Sagrillo, Damien
Dokumenttyp: lecture
Erscheinungsdatum: 2018
Schlagwörter: Musiwissenschaft / Militärmusik / Bürgerliche Musikkultur / Arts & humanities / Performing arts / Arts & sciences humaines / Arts du spectacle
Sprache: Deutsch
Permalink: https://search.fid-benelux.de/Record/base-26748973
Datenquelle: BASE; Originalkatalog
Powered By: BASE
Link(s) : https://orbilu.uni.lu/handle/10993/36566

Von der Alta Cappella (bzw. den Stadtpfeifern) zum heutigen Blasorchester ist es ein weiter Weg und dies gleich in mehreren Hinsichten. Dazwischen liegen nicht nur Jahrhunderte, sondern auch die Entwicklung neuer Instrumente sowie der Wandel von Ansprüchen, Geschmäckern und Funktionalitäten. Letztere waren von Beginn an geprägt durch zeremonielle, protokollarische und repräsentative Verpflichtungen. Zumindest seit dem durch die Mediamorphose (s. Kurt Blaukopf) eingeleiteten Zeitalter hat der Funktionsbezug von (Blas)musik eine radikale Änderung erfahren. Die Erwartungshaltung von Musikern – hauptsächlich aus dem Amateurbereich – und dessen Publikum machen aus Gestaltern von Konzertprogrammen Getriebene. Konzerte ähneln Fernsehshows mit Glitzer und Nebelmaschinen; Programme hinken dem musikalischen Mainstream hinterher. Zudem hat der fragwürdige Drang der nach wirtschaftlichem Gewinn strebenden Editionshäuser zu immer neuen Stücken den Schreibstil der meisten zeitgenössischen Komponisten vereinheitlicht, verflacht und inhaltsleer werden lassen (nur wenige unter ihnen haben sich einen persönlichen Stil bewahren können), während wertvolle blasmusikalische Tonschöpfungen in verstaubten Archiven ein hoffnungsloses, auf Vergessenheit ausgerichtetes Dasein fristen. Dieser Prozess ist keineswegs geplant, sondern schleichend; er wird als der Sache angemessen hingenommen und selten kritisch hinterfragt. Der Vortrag zielt nicht nur darauf ab, eine Historiographie dieser Entwicklung anzubieten, sondern auf die Auswüchse, Konsequenzen und Gründe, denen sich Blas- und Militärmusik heute ausgesetzt sehen, zu sprechen kommen. Dabei soll die Entwicklung in Luxemburg keineswegs als Alleinstellungsmerkmal hingestellt, sondern als Beispiel für andere Regionen und Länder herangezogen werden.